„Mit Schreiben und Lesen fängt eigentlich das Leben an.“
Aus Mesopotamien, 4.-5. Jahrhundert n. Chr.
Lesen stellt eine unvergleichliche Schlüsselkompetenz dar: Lesen ist Voraussetzung für lebenslanges, erfolgreiches Lernen und bildet eine Grundlage für einen sicheren Umgang mit den
verschiedensten Medien.
Die Grundschule bildet die Basis für die erfolgreiche Entwicklung von Lesekompetenz und hat somit eine besondere Verantwortung, denn uns ist bewusst, dass Schulerfolg stark von der Lesefähigkeit
des einzelnen Kindes abhängig ist. Zukunftsforscher gehen davon aus, dass Kinder von heute bis zu drei Berufe lernen und ausüben werden, teilweise Berufe, deren Namen wir heute noch nicht kennen.
Zum Erlernen dieser Berufe ist eine gut ausgebildete Lesekompetenz der Schlüssel. Wer schlechter liest, hat jetzt und in der Zukunft Chancennachteile.
Bücher, ein Haufen toter Buchstaben? Nein, ein Sack voller Samenkörner.
Andre Gide
Unsere „lesende Schule“ „steht“: auf folgenden drei Säulen:
1.1. Lesen im Deutschunterricht
„Lesen bedeutet, Vorstellungen und Wissen zu erweitern. Es bereitet Vergnügen, regt die Fantasie an und fordert zur Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit heraus. Es ermöglicht den Zugang zu den Erfahrungen und Gefühlswelten anderer. Damit trägt Lesen zur Identitätsentwicklung der Schülerinnen und Schüler bei.“ (Rahmenlehrplan Deutsch Grundschule, S. 28)
Der Deutschunterricht ist das zentrale Fach für die Vermittlung von Lesekompetenz. Er bietet die Basis, auf der in den anderen Fächern jedoch weitergearbeitet werden muss. Der Deutschunterricht setzt im Bereich Lesen folgende Schwerpunkte:
Entwicklung von Leseinteressen
Dem Anbahnen, Entwickeln und Aufgreifen der Leseinteressen unserer Schülerinnen und Schüler kommt eine wichtige Rolle zu, wissen wir doch, wie eng Lesemotivation und Leseerfolg zusammenhängen. Daher gehört Vorlesen zu den festen Unterrichtsritualen. Die Lehrerinnen stoßen die Entwicklung von Leseinteressen in den verschiedensten Klassenstufen an, indem sie z.B.
Entwicklung von Lesegeläufigkeit
Lesesicherheit und Leseflüssigkeit entwickeln sich nach der Phase des Schriftsprachenerwerbs nicht von alleine weiter. In unserer Schule trainieren daher die Kinder ihre Lesegeläufigkeit individuell an ihrem Lernstand orientiert, werden gefördert und gefordert. Nur wer sicher liest, wird gerne lesen. Ein Lernen im Gleichschritt ist hier nicht möglich, da die Fähigkeiten der Kinder eine große Bandbreite aufweisen. Grundprinzip ist, dass das Üben der Lesesicherheit in Formen von Binnendifferenzierung und Individualisierung und in sinnvollen Zusammenhängen und unterschiedlichen Lernsituationen vollzogen wird. Unsere über 20 Lesepaten vom Bürgernetzwerk Bildung des vbki unterstützen uns dabei auf vorbildliche Weise.
Entwicklung von Lesestrategien
Grundlegende Aufgabe des Deutschunterrichts ist es auch, die bewusste Anwendung wichtiger Lesestrategien auszubilden, die als Basis für das gesamte Leben anzusehen sind. "Die Lesestrategien ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, selbstständig Informationen aus Texten zu entnehmen. Ausgehend davon lernen sie, Kerngedanken und Zusammenhänge in Texten zu erkennen, Schlussfolgerungen zu ziehen und Konsequenzen zu beschreiben." (Rahmenlehrplan Deutsch Grundschule, S. 28)
Als Instrumente zum erfolgreichen Einüben von Lesestrategien nutzen wir den Leselotsen (aus: Praxisbox Lesen, Schroedel Verlag 2005)
Individuelle Leseprozesse anregen und begleiten
Damit gleichermaßen Lesevergnügen und Lesekompetenz entwickelt werden, nutzt der Deutschunterricht für das Lesen von Kinder - und Jugendbüchern verschiedene Methoden, die eine Auseinandersetzung mit einem Text über einen längeren Zeitraum begleiten. Die Methoden (z.B. Lesekiste, roter Faden. Lesebegleithefte, Zuhörhefte, Lesetagebücher, Leserolle, Lesekonferenz.....) zielen darauf ab, durch unterschiedlichste Leseaufgaben individuelle Leseprozesse anzustoßen und zu unterstützen und somit ein tieferes Textverständnis zu erreichen. Dabei werden persönliche Bezüge zu Texten, aber auch eine systematische und genaue Erschließung initiiert.
1.2. Lesen in allen Fächern
Wenn sich die Entwicklung von Lesekompetenz in der Schule auf alle Texte beziehen soll, kann Lesen nicht allein Gegenstand des Deutschunterrichts sein.
Das Lesen bestimmter Textformen, auch der nicht kontinuierlichen Texte (=Tabellen, Diagramme, Karten ...) muss in den entsprechenden Fächern thematisiert und es muss die fachspezifische
Lesekompetenz eingeübt werden. „Viele Schüler mögen in der Vergangenheit schlechte Fachnoten bekommen haben, nicht deshalb, weil sie von den Inhalten selbst nichts verstanden haben, sondern
primär, weil sie die Fachtexte nicht lesen konnten, aus denen sie lernen sollten.“ Diese Ansicht von Bettina Hurrelmann (Professorin an der Universität zu Köln und Leiterin der Arbeitsstelle für
Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien) teilen wir und legen deshalb unser besonderes Augenmerk in allen Fächern
Entwicklung einer Lesekultur
Lesekultur, die mit einer Gesprächs- und Schreibkultur verbunden sein soll, entwickelt sich nicht allein im Unterricht. Wenn Lesekultur ein Bestandteil von unserem Schulleben sein soll, muss Lesen auch über die Grenzen unserer Klassenräume hinausgehen. Dazu werden immer wieder Rituale, Aktionen und Projekte angestoßen und entwickelt werden, die unsere Schule in Teilen oder als ganze über das Lesen von Texten und über Gespräche und Aktivitäten zu Texten verbindet, die Eltern oftmals einbezieht und nach außen öffnet. Dazu gehören z.B.
Eltern - wichtige Partner in der Leseförderung
Lesen ist auch Familiensache! Deshalb ist für uns die Einbeziehung der Eltern in die Leseförderung besonders wichtig. Auf Elternabenden der verschiedenen Jahrgänge wird Lesen immer wieder thematisiert. Wir führen gemeinsame Kinder-Eltern-Lesefeste durch und versuchen Eltern als Vorleserinnen und Vorleser für besondere Tage und Feste zu gewinnen (z.B. "Nikolauslesen"). In den JÜL-Lerngruppen nutzen wir zudem Familien-Leserollis, die voll gepackt sind mit anregenden Büchern, CDs und einer DVD. Im Laufe des ersten Schulbesuchsjahrs "rollen" sie zu jeder Familie und laden dort zum gemeinsamen Schmökern und Betrachten ein. Für die 4. und 5. Klassen haben wir Berlin-Taschen mit Stadtführen, Stadtplan, Berlin-Spielen, Bildbänden, Kinderbüchern, CDs und einer DVD zum Thema Berlin zusammengestellt. Über diese verschiedenen Medien möchten wir unsere Familien anregen, sich auf eine Entdeckungstour durch unsere interessante Stadt Berlin zu begeben.
Unsere Schule ist bei der Verwirklichung ihrer Ziele im Rahmen der Leseförderung auf Unterstützung von Kooperationspartnern angewiesen. Unsere Unterstützungspartner sind:
Zum Schluss: Wer Lesen lernt und wer Lesen lehrt, braucht einen langen Atem!
"Die guten Leutchen...wissen nicht, was es einen für Mühe kostet, um lesen zu lernen. Ich habe 80 Jahre dazu gebraucht und kann noch jetzt nicht sagen, dass ich am Ziele wäre."
Goethe zu Eckermann am 15.03.1830